Neuseeland

Wir haben 1992 ein halbes Jahr frei genommen und sind mit den Fahrrädern auf große Tour gegangen. Die ersten 2½ Monate dieser Zeit radelten wir durch Neuseeland.

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Von Christchurch über den Arthur's Pass zur Westküste, die Westküste runter mit Abstecher nach Okarito, über Wanaka nach Queenstown. Von Queenstown zum Milford Sound. Dann zur Ostküste nach Dunedin, die Ostküste hoch zurück nach Christchurch. Dann weiter die Ostküste hoch über Kaikoura, Picton und Nelson zum Abel Tasman National Park. Dann gings rüber zur Nordinsel in den Tongariro Nationalpark, Rotorua, rund um die Coromandel Peninsula und nach Auckland, dem Schlusspunkt der Neuseeland Tour. Das war eine sehr abwechslungsreiche Tour.

Nach 30 Stunden Fliegerei und ohne Schlaf waren die Nerven etwas dünn. Ich wollte raus aus der Stadt und erst an der Ostküste haben wir gemerkt, dass wir in die komplett falsche Richtung gefahren sind. Die Sonne steht hier mittags nämlich im Norden. Theoretisch wusste ich das schon, nun auch praktisch. Und um die Verwirrung komplett zu machen fahren hier auch alle auf der falschen Straßenseite.

Keas am Arthur's Pass

Auf dem Weg zur Westküste geht's über den Arthurs Pass. Tina war schon mal hier und wusste, dass es hier extrem neugierige Keas gibt (Bergpapageien). Aber jetzt waren keine zu sehen. Tina bimmelt mal kräftig mit Ihrer großen Fahrradglocke und schon bald darauf zeigt sich einer. Erst mal im Sicherheitsabstand, aber als ein paar Kumpels dazukommen ist jeder Respekt verflogen. Jetzt wird alles von den Vögeln haargenau untersucht. Kann man die Reifen zerbeißen? Kann man die Ventilkappe abziehen? Kann man die Landkarte aus der Tasche ziehen? Kann man mit einer Filmdose wegfliegen? (man kann). Das scheinen die Fragen zu sein, für die sich die Keas brennend interessieren.

Albatrosse am Taiaroa-Head

Der Stadt Dunedin vorgelagert ist die Otago Peninsula. Das äußerste Ende dieser Halbinsel, der Taiaroa-Head, wird von einer Kolonie Königsalbatrosse bewohnt. Es ist die einzige Festlandkolonie der Welt. Früher war das kein Problem für die Albatrosse, weil es keine Landsäugetiere in Neuseeland gab, die als Feinde in Frage kamen. Aber Siedler haben Füchse mitgebracht, was für die Albatroskolonie ein schnelles Ende bedeutet hätte, wäre da nicht der Lehrer gewesen, der schon früh die Gefahr erkannt hat und einen Schutzzaun um die Kolonie baute. Heute ist das Brutgebiet offiziell geschützt und Besucher können die Vögel mit etwas Glück vom Visitor Center aus beobachten. Wir haben diese Einrichtung besucht, konnten aber nur ein Küken sehen.

Die Küken werden von den fürsorglichen Eltern so gründlich mit Futter versorgt, dass sie schwerer als die Eltern werden. Die ersten Übungsflüge können sie erst dann starten, wenn sie wieder etwas abgenommen haben. Und wenn die Fliegerei dann klappt, wollen Sie gar nicht mehr damit aufhören. 3 oder 4 Jahre verbringen sie auf dem offenen Meer, umrunden dabei mehrfach die Antarktis und kehren dann zur Brutstätte zurück, um einen Partner für's Leben zu finden. So ein Albatrosleben dauert oft 40 Jahre oder sogar mehr.

Gut informiert, aber von der Aussicht etwas enttäuscht verlassen wir das Visitor Center und wandern ans Meer. Wir kommen zufällig an eine Stelle wo die Albatrosse gut gesehen und fotografiert werden können. Einige segeln ziemlich dicht vorbei, andere feiern lange Begrüssungsfeste. Das alles in einer unglaublichen Abendstimmung. Der Wind war sehr stark und ganz warm. Die untergehende Sonne hat die Wolken von unten beleuchtet. Erst als es ganz dunkel ist, laufen wir zu den Fahrrädern zurück und radeln zum Zelt. Beim Abendessen wird beschlossen: Morgen gehen wir wieder zu den Albatrossen.